Walther Küchler: ARTHUR RIMBAUD / BILDNIS EINES DICHTERS

Die Rimbaudübersetzungen Walther Küchlers, erschienen 1946, werden bis heute nachgedruckt (derzeit bei S. Fischer), seine 1948 publizierte Monographie wird hier erstmalig wiederveröffentlicht. Küchlers philologisch fundierte Rimbaud-Übertragungen sind hilfreich beim Bemühen, den französischen Text zu lesen. Affektive und poetische Authentizität kommt jedoch bei Küchlers Versionen gelegentlich zu kurz. Seine Monographie bildet dazu eine glückliche Ergänzung! Hier stellt der Autor nuanciert und tiefgründig dar, wie er selbst das über die Worte Hinausgehende bei Rimbaud wahrgenommen hat. Sie erst zeigt Küchlers affektive, poetische, spirituelle Einfühlung in Rimbauds Seelenwelt, die gleichwohl Grundlage auch der Übertragung des Werkes war, – wo Küchler sich jedoch dem Prokrustesbett der philologischen Redlichkeit anschmiegen wollte.

„Wenn man Rimbaud am nächsten kommen will, muß man sich dem einsamen Wanderer, der er war, nähern und ihn bitten, ihn im Geist begleiten zu dürfen.“ (W.K.)

Der Romanist und Literaturwissenschaftler Walther Küchler (1877–1953) wurde bekannt auch für seine Übertragungen sämtlicher Dichtungen François Villons sowie der Prosadichtungen Baudelaires. Monographien erschienen auch über Molière und Ernest Renan. – 1933 versetzten die Nationalsozialisten ihn in den vorzeitigen Ruhestand.

Die Neuausgabe enthält einige Abbildungen, ein Nachwort des Herausgebers sowie einen Anhang mit folgenden Beiträgen:

  • Arthur Rimbauds Brief an Jules Andrieu (1874)
  • Hermann H. Wetzel: Chant de guerre parisien als Beispiel engagierter Dichtung
  • Roger Gilbert-Lecomte: Après Rimbaud la mort des arts
  • Dieter Wyss: Rimbaud und der Surrealismus
  • Thomas Bernhard über Arthur Rimbaud (1954)
  • Greta F.: Junkie
  • Patti Smith: An Rimbauds Grab
  • Arthur Rimbaud: UNE SAISON EN ENFER (1873) (Faksimile)

Neu erschienen bei AUTONOMIE UND CHAOS Berlin zum kostenlosen Download:

auc-146-kuechler-rimbaud (pdf 4,5 MB)

Arthur Rimbaud: Brief an Jules Andrieu (1874)

Erst 2018 kam dieser Brief Arthur Rimbauds (vom 16. April 1874) in die Öffentlichkeit.

Er wird unter französischen Rimbardiens als missing link zwischen Rimbauds poetischer Lebensphase (einschließlich der später unter dem Titel I LLUMINATIONS zusammengefaßten Prosagedichte) und derjenigen des Abenteurers und Geschäftsmanns in Afrika gewertet. Adressat war Jules Andrieu (1838-1884), Mitglied der Commune de Paris (1871), Pädagoge, Journalist und Dichter, Autor zahlreicher Bücher. Nach der Niederschlagung der Kommune floh Andrieu nach London.

Als Rimbaud (und Verlaine) im September 1872 zum erstenmal in London waren, nahmen sie Kontakt mit Andrieu auf. Zu einem kleinen Netzwerk um Andrieu gehörten einige Freunde und Bekannte von Rimbaud und Verlaine. Auch während seines zweiten Besuchs in London war Rimbaud mit Andrieu in Kontakt (Brief an Verlaine 7. Juli 73). Nach Erinnerung von Arthurs engstem und lebenslangen Freund Ernest Delahaye hielt Andrieu Rimbaud für einen „Bruder im Geist“. Der Rimbaudforscher Frédéric Thomas sieht als Gemeinsamkeiten zwischen Rimbaud und Andrieu, für die Entsprechungen in Andrieus Veröffentlichungen und Rimbauds Werk zu finden sind: „die Themen Einheit und Harmonie, die Kritik des Fortschrittsmythos, die Dialektik von Gewalt, Gesetz und Wille, eine Menschenwissenschaft, eine praktische Wissenschaft des Lebens, die Philosophie und Geschichte, Wissenschaft und Kunst verschmelzen würde und die auf Moral beruhen würde. Die beiden Männer teilten den Wunsch nach einer globalen Erneuerung, das aus einer Neuinterpretation der griechischen Kunst geschöpfte Bedürfnis, ihre Worte zu erneuern sowie Poesie in Zusammenhang mit öffentlicher Aktion.“

Dieser lebens- wie werkgeschichtlich bedeutsame Brief wird (als Faksimilie, in Transkription sowie in deutscher Übersetzung [Petra Bern]) dokumentiert mit ausführlichen Hinweisen in der 2021 erschienenen Ausgabe

Arthur Rimbaud: Briefe und Dokumente (Übersetzer Curd Ochwadt), erweiterte Neuausgabe im Verlag Autonomie und Chaos Leipzig/Berlin

Die Ausgabe ist kostenfrei herunterladbar unter: https://autonomie-und-chaos.de/images/pdf/auc-145-rimbaud-briefe-dokumente.pdf